Interview mit Janine Wixforth auf Artpiq (2019)
Aus Kommune Heinz von Galerie Golestani (2018)
Dora Celentano (g. 1988 in Oberhausen) widmet sich ganz dem Spiel der Schatten und Silhouetten ihrer floralen Motive, die sie in all ihren ornamentalen Facetten erkundet. Feingliedrige Blätter legen sich wie graue und grüne Schatten aus Farbe über dünne Äste und größere Palmwedel. Mal fallen und fließen die gemalten und gedruckten Muster matt und deckend, mal lassen sie körnig und blass das Faserige des Bildträgers durchschimmern. In serialer Wiederholung verdichten sich in anderen Arbeiten nur einzeln auftretende Motive bis zum undurchsichtigen Wald aus Farbschatten. Diese fallen kurz und farbig, kräftig oder lang und ausgeblichen in unterschiedlichen Perspektiven auf die Leinwand – und staffeln sich doch zu einer zusammenhängende Poesie des Blätterwerks, das jedes Oben und Unten, den Vorder- und Hintergrund aufhebt. Celentanos Pinselstrich löst die Schattenwürfe bis zu abstrahierten, geometrisierten grün-braune Formen auf, die im Dickicht oder auf leerer Leinwand ihr geometrisches Positiv und Negativ zeigen, mitunter den gesamten Bildträger einnehmen. Dora Celentano hat 2018 das Studium der Malerei an der Kunstakademie Düsseldorf als Meisterschülerin von Prof. Stefan Kürten abgeschlossen und wurde mit dem Lions Grant sowie dem BEST Project Grant Award ausgezeichnet.
Aus Kunstakademie Düsseldorf @ McKinsey & Company #5
©2017: Janine Blöß

DORA CELENTANO (Klasse Stefan Kürten) : Im Namen der Rose
Dora Celentano setzt sich in ihrer großformatigen Papierarbeit mit der Rückführung digitaler Bilderwelten ins Analoge auseinander. Ein überdimensional groß erscheinender, aufgerollter Papierbogen erstreckt sich entlang der Wand. Bei näherem Betrachten sind zahlreiche kleine Motive erkennbar, die sich, wie eine nicht enden wollende Ornamentstruktur, über das Papier ziehen. Diese filigran mit der Hand gezeichneten Motive entstammen den Bilderwelten der digitalen Fotocommunity Pinterest – einem sozialen Netzwerk zum digitalen Austausch von Fotos und Abbildungen jeglicher Art. Umfangreiche Bilderkollektionen werden zu virtuellen Pinnwänden und andere User können diese teilen, liken oder kommentieren. Dora Celentano sammelt bei Pinterest die unterschiedlichsten Sujets und überführt sie anschließend in analoge Zeichnungen. Sie arbeitet hierbei bewusst mit digitalen Überlagerungen und der omnipräsenten Bilderflut. Die scheinbar nicht enden wollende, riesige Papierrolle suggeriert ebenfalls eine unermessliche Bilderfülle und Varianz. Durch Algorithmen der Plattform werden immer wieder ähnlich aussehende Motive vorgeschlagen. Auch dies greift die Künstlerin auf und untersucht ihre Bildstrukturen nach Ähnlichkeiten, aber auch im Hinblick auf fehlerhafte Annahmen des Algorithmus. Was digital alles überlagert und vergleichend erscheint, bringt sie in ihren filigranen Zeichnungen auf dem Papier in eine nahezu geometrische Anordnung. Jedes Motiv ist einzeln erkennbar und bekommt seinen eigenen Raum. Die Zeichnung reduziert somit auf das Wesentliche, bringt es auf den Punkt und ermöglicht ein vergleichendes Sehen der einzelnen Bildstrukturen. Auf diese Weise entsteht eine klar abzugrenzende, sich gleichmäßig wiederholende Struktur und eine Dauerhaftigkeit in einer ansonsten ephemer und diffus aufscheinenden, digitalen Bildwelt.
Aus GENIUS LOCI 3, Here they Come
©2015: Setareh Gallery, Düsseldorf
Text: Gérard A. Goodrow
ISBN 978-3-945498-04-0

Dora Celentano schafft sonderbare Bildwelten, die Sehnsüchte auszustrahlen vermögen. Die oft
scheinbar zufällige Kombination von Räumen und Gegenständen ruft Assoziationen mit
Collagen hervor. Der Bildraum ist häufig fragmentiert und unbestimmt und durch die
collagenartige Komposition scheinen sich die Bildebenen zu verschieben. In den Meisten
Bildern ist der Mensch lediglich impliziert, aber nur selten tatsächlich anwesend – und wenn,
dann oft als eine Art Schattenfigur.
Wenn früher Landschaften im Mittelpunkt standen, sind es heute vor allem Semi-Interieurs, die
ein Spiel zwischen Innen- und Außenraum zulassen. Der Gesamteffekt ist irritierend und zugleich
absolut ansprechend. Man denkt an die idyllischen Bildwelten eines Paul Gauguin, oder,
vielleicht passender da zeitgenössischer, eines Peter Doig, der wiederum eindeutig in der
Tradition Gauguins arbeitet. In beiden Fällen- wie auch in den Werken Dora Celentanos –
handelt es sich um die Sehnsucht nach einer gewissen Unschuld bzw. Unberührtheit. Im
Gegensatz zu ihren Vorgängern aber sucht Celentano ihre Inspiration nicht in den Urwäldern
tropischer Inseln sondern im eigenen Hinterhof („Backyard“, 2014), in einem beliebigen
Ferienkomplex („Retreat“, 2015) oder innerhalb einer „Modern Landscape“ (2014).
Celentanos Bilder sind von großen Farbflächen dominiert, was eine gewisse Offenheit impliziert.
Sie verzichtet voll und ganz auf Begrenzungslinien, die zur besseren Definition bzw. Klarheit
führen würden. So dienen Celentanos Bildwelten als Projektionsflächen für die individuellen
Sehnsüchte der jeweiligen Betrachter.
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